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Stéphanie Rollin und David Brognon: Dieses Duo hätte es vielleicht nie gegeben. Womöglich hätten sich die beruflichen (und auch privaten) Wege der Kunsthochschulabsolventin und des autodidaktischen Graffitisprayers nie gekreuzt, wäre da nicht diese Kaffeemaschine im MUDAM gewesen, vor der ihre Wege dann eines Tages doch zusammenliefen. Schicksal?
Vielleicht ist das der Grund, warum das erste gemeinsame Werk der Luxemburgerin und des Belgiers 2004 vom Schicksal handelte. In ihrer Arbeit verbinden sie die Wirklichkeit der Dinge mit der Kunst. Vor jedem Projekt tauchen sie komplett in die Realität des Themas ein, das sie behandeln möchten. „Wir haben dieses Bedürfnis, verstehen zu wollen, bevor wir mit dem Schaffungsprozess beginnen, denn man kann nicht von Dingen sprechen, die man nicht versteht“, erklärt Stéphanie. So blieben sie viele Monate lang in der Caterpillar-Fabrik im belgischen Gosselies, bevor diese endgültig geschlossen wurde, oder in der hauptstädtischen Fixerstuff bei Menschen, die mit Drogen zu kämpfen haben. Danach schufen sie ihr Werk „Fate will tear us apart“, bei dem weiße Neonröhren für die Schicksalslinien in den Händen der Drogenabhängigen stehen.
„Wir haben dieses Bedürfnis, verstehen zu wollen, bevor wir mit dem Schaffungsprozess beginnen, denn
man kann nicht von Dingen sprechen, die man nicht versteht.“
Auf der Insel Gorée vor der Küste Senegals, die als Symbol für die Verschleppung von Sklaven über den Atlantik bekannt wurde, zeichneten sie die Umrisse der Insel mithilfe von Klarsichttafeln auf Papier und schickten dann die Fragmente nach Brüssel, wo diese nun verschlossen in einem Metallschrank aufbewahrt werden. Eingeschlossen wie damals die Gefangenen. Für ihr aktuelles Werk beschäftigen sie sich mit der Charcot-Marie-Tooth-Krankheit. „Die von dieser Erkrankung betroffenen Patienten können sich nur über Augenblinzeln verständigen. Für dieses Projekt arbeiten wir mit einem Leuchtturm vor der französischen Küste bei Saint-Nazaire, der eine schriftlich erfasste Nachricht von einem Patienten aussenden wird, als würde er selbst blinzeln. Ein unglaubliches menschliches und künstlerisches Abenteuer“, vertraut uns David an.
Seit ihren Anfängen gingen viele ihrer Kreationen in die ständigen Sammlungen von Museen über, darunter das Museum für moderne Kunst in Paris, das Israel Museum in Jerusalem und das luxemburgische MUDAM.
Stéphanie und David pflegen zu sagen, dass sie ihrem Publikum zuflüstern, was sie über die Welt entdeckt haben. Sie möchten auf die ihnen am Herzen liegenden Themen aufmerksam machen. Hören Sie also gut hin und verpassen Sie nichts von diesen engagierten Künstlern, die uns menschlich als auch künstlerisch inspirieren.
Weitere Informationen: www.brognon-rollin.com