Sterne in den Augen
Sehr viel flotter konnte es nicht gehen. Im Juni 2018 eröffnete das Restaurant Les Jardins d’Anaïs in Clausen. Sechs Monate später wurde Küchenchef Christophe Quentin vom Guide Michelin bereits mit einem Stern belohnt. „Ich hatte nicht erwartet, dass es so schnell geht“, sagt Christophe Quentin lächelnd. „Ein Stern in sechs Monaten, das ist nicht schlecht.“ Kein Zweifel: In den denkmalgeschützten Mauern des gegenüber dem Mansfeld-Park im Stadtteil Clausen gelegenen Gebäudes ist ein neues hauptstädtisches Spitzenrestaurant entstanden.
Als Christophe Quentin nach Luxemburg kam, war ihm klar, dass sein Auftrag war, in den exklusiven Kreis der Sterneköche des Großherzogtums vorzudringen. Die aus der Champagne stammenden Besitzer Annabelle Hazard und Pascal Soutiran haben von Anfang an große Ambitionen gehabt. „Das ist eine Herausforderung, die mir keine Angst macht, auch wenn man nie sicher sein kann, dass es funktioniert“, sagt Christophe Quentin. Schließlich kennen sich auch die Eigentümer – anders als manch andere Investoren – in der Branche mit all ihren Unwägbarkeiten gut aus. In Épernay sind sie bereits mit dem Hotel und Restaurant Les Grains d’Argent präsent.
Und Christophe Quentin galt zu Recht als jemand, der den Kraftakt mit einem neu konzipierten Etablissement schaffen könnte. Denn der Mann aus den französischen Ardennen hatte es nach einer Ausbildung an der Hotelfachschule von Bazeilles geschafft, im Pariser Taillevent (damals 3 Sterne) angestellt zu werden. Danach liest sich sein Werdegang wie ein Auszug aus dem Michelin: Das Hotel George V, neun Jahre an der Seite von Alain Ducasse auf dem Eiffelturm, das Les Crayères in der Champagne. Richtig harte Arbeit sei das natürlich überall gewesen, sagt Christophe Quentin nur. „Man muss Lust darauf haben. Und in jedem Haus lernt man etwas dazu.“
„Ich arbeite mit dem Produkt des Produktes wegen. Mir geht es vor allem um den Eigengeschmack der Zutaten.„
Im Les Jardins d’Anaïs kocht er natürlich auf hohem Niveau. „Klassisch und modern“ nennt Christophe Quentin seine Küche. Mit Produkten von großer Qualität. „Ich arbeite mit dem Produkt des Produktes wegen“, erläutert er. „Ich benutze anders als viele Kollegen nicht sehr viele Gewürze. Mir geht es vor allem um den Eigengeschmack der Zutaten.“ Die Menütarife erfüllen unterschiedliche Budgetanforderungen. Zum Mittagessen ist das 3-Gänge-Business-Lunch für 49€ Garant für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Am Abend reicht die Spanne von 79€ für das 5-Gänge-Discovery-Menü bis zu 139€ für das 7-Gänge-Menu Exception.
Für Chefkoch Quentin ist die Ära der Spitzengastronomie nicht vorbei. Die Gäste genießen immer noch ein gastronomisches Erlebnis, oft um persönliche Anlässe zu feiern. Im hellen, freundlichen und sehr edel wirkenden Speiseraum mit etwa 35 Plätzen finden sich mittags vor allem Geschäftsleute ein, abends kommen eher Privatleute. Und natürlich Gäste des kleinen Hotels, das sieben Zimmer bietet.
Zur eigenen Überraschung hat Quentin festgestellt, dass seine luxemburgischen Gäste mehr Fisch als Fleisch essen – eine Nachfrage, der er problemlos nachkommen kann, da die Versorgung des Landes mit frischem Fisch bestens funktioniert. Der Franzose, mittlerweile in Luxemburg heimisch geworden („Ich bin hier wirklich angekommen“), bemüht sich zudem, möglichst viele Agrarprodukte in Luxemburg einzukaufen, und hält Kontakt nicht nur zu den einschlägigen Gastronomie-Versorgern hierzulande – er hat auch einen direkten Draht zu den Hallen von Rungis.
Christophe Quentin ist Perfektionist. Für dieses Jahr freut er sich darauf, dass die große Terrasse, die hinter dem Haus liegt, noch schöner und noch naturnaher werden soll. Eine richtige Oase der Ruhe und Entspannung soll es werden. Darüber hinaus hat er auch noch einiges vor. Er habe jetzt ja einen Stern, sagt er. Das sei eine große Verpflichtung. Und dann fügt er lachend hinzu: „Vielleicht gibt es ja noch einen zweiten.“
Les Jardins D’anaïs
2 Place Sainte-Cunégonde — L-1367 Luxembourg
Tel. +352 / 28 99 80 00