In nur knapp zehn Jahren hat sich Julie Conrad in ihrer Branche in Luxemburg einen Namen gemacht. Erst mit ihrer verblüffenden Kollektion UNPAPER, dann mit der Gründung ihres Designstudios, und vor allem durch die Mitarbeit an zwei sehr schönen Projekten: die Uhr LOXO und eine Beteiligung an der Weltausstellung in Dubai mit dem Künstlerkollektiv des luxemburgischen Pavillons. Trotz ihres vollen Terminkalenders hat sie die Zeit gefunden, mit uns über die vielen Facetten ihrer Arbeit zu sprechen.
Welchen Platz haben ethische Aspekte und nachhaltige Entwicklung bei Ihren Aufträgen?
Einen wichtigen Platz, genau wie die anderen Werte, die ich seit Jahren vertrete. Für mich ist es wichtig, dass meine Arbeit meine Ideen und meine Identität wider- spiegelt. Als Vegetarierin wäre es für mich schwierig, ein Plakat für einen Metzger zu gestalten. Ein Projekt wird immer mit zwei Ansichten geschaffen, denen des Kunden und meinen. Das muss kohärent sein. Es ist also wichtig, Fragen zu Ethik und nachhaltiger Entwicklung vor dem Start des Projektes zu klären, um genau zu sehen, was angesichts der Vorgaben möglich ist und welche Freiheiten wir uns nehmen können.
Wenn ich Gegenstände oder Möbel entwerfe, denke ich lange über alternative Lösungen nach, damit das Ergebnis so ethisch wie möglich ist.
Diese Fragen führen oft zu einer Reflexion über den Gebrauch der materiellen Dinge. Welche Beziehung haben Sie zu den Objekten?
Ich persönlich bin zwar nicht vollends minimalistisch, aber ich versuche, darauf zu achten, Dinge von Qualität zu kaufen, die möglichst lange halten. Ich habe lieber weniger Kleidung im Schrank, trage aber dafür alles, was darin ist. Ich gebe zu, auch ein kleiner Geek zu sein, weshalb ich oft viele Internetrecherchen durchführe, bevor ich etwas kaufe. Ich versuche, keine Spontankäufe zu tätigen.
Sie haben vor Kurzem an der Entwicklung der Loxo mitgewirkt, eine luxuriöse Uhr mit Schweizer Uhrwerk, die in Luxemburg designt wurde. Was hat Ihnen an diesem Projekt gefallen?
Georges Weyer hatte von meiner Arbeit gehört und bei mir angefragt, ob ich an der Seite von Aude Legrand arbeiten woll- te. Die Zusammenarbeit mit dieser französischen Künstlerin hat sich als unglaublich fruchtbar und unkompliziert heraus- gestellt. Rückblickend finde ich diese Erfahrung so schön wie poetisch, denn die Idee war es, die Zeit, die abläuft, nicht nur durch den klassischen Lauf der Zeiger darzustellen, sondern auch durch die Uhr als Ganzes und das menschliche Aben- teuer, das ihr zugrunde liegt. Wir hatten sehr viel Freiheit und folgten stets einem roten Faden.
Welchen Platz hat Luxemburg in der internationalen Design-Branche?
Luxemburg hat noch wenig eigene Identität im Bereich Design, was in gewisser Weise aber auch ein Vorteil ist, denn so können wir die Einflüsse vieler anderer Länder wie Frankreich, Deutschland und den Niederlanden zum Beispiel bewahren. Das Produktdesign ist in Luxemburg fast gar nicht vertreten, was uns ebenfalls großen Freiraum lässt. Ich bedaure, dass das Land in den letzten Jahren auf gewisse Art einen Rückschritt erlebt hat. Die von Anna Loporcaro gegründete Design City gibt es nicht mehr, was wirklich schade ist, denn sie war ein wunderbares Aushängeschild für uns. Noch beunruhigender ist, dass diese Entscheidung von einer Handvoll Personen abhängt … Und auch wenn ich nicht alle Einzelheiten dieser Angelegenheit kenne, ist das für mich ein großer Fehler …
Foto: ©Paulo Lobo