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Madame Witzeg, ein neues Restaurant, in dem Menschen mit Down-Syndrom die Möglichkeit haben, zu arbeiten und sich zu entfalten, hat gerade seine Türen geöffnet. Ein soziales Projekt in der Tat, aber vor allem eine kulinarische und menschliche Begegnung!
Eingebettet in die ruhige Umgebung von „Op der Waassertrap“ in Belvaux, ist das Restaurant Madame Witzeg seit seiner Eröffnung am 23. Januar dieses Jahres bereits seit drei Wochen ausgebucht. Das Restaurant wurde von der gemeinnützigen Organisation „Trisomie 21 Lëtzebuerg“ gegründet, deren Vorstand hauptsächlich aus Eltern mit Kindern mit Down-Syndrom besteht. Das Ziel des Restaurants? Das oft unterschätzte Potenzial und die Unabhängigkeit von Menschen mit Down-Syndrom zu fördern, indem man ihnen einen geeigneten Arbeitsplatz bietet.
Die Idee für ein integratives Restaurant entstand, als Flore Lelievre, deren Bruder das Down-Syndrom hat, feststellte, dass es für Menschen mit diesem Syndrom im Allgemeinen kaum Arbeitsmöglichkeiten gab. Ermutigt, etwas zu ändern, gründete sie das „Le Reflet“, ein Restaurant, das sowohl in Paris als auch in Nantes zu finden ist und in dem hauptsächlich Menschen mit Trisomie 21 beschäftigt werden. Obwohl es in Luxemburg integrative Arbeitsplätze wie die so genannten „ateliers d’inclusion professionnelle“ gibt, haben Menschen mit einer Behinderung kaum Kontakt zu anderen Menschen. Hier wird Madame Witzeg wertvoll, da hier nicht nur ein Treffpunkt für alle geschaffen wird, sondern auch Menschen mit einer Behinderung die Möglichkeit haben, berufliche Erfahrungen zu sammeln. Sie können nämlich ein sechswöchiges Praktikum absolvieren, um verschiedene Berufe auszuprobieren, wie z. B. Kellnern, Kochen oder hinter der Theke arbeiten.
Mit der Hilfe von Joël Schaeffer, einem geschätzten lokalen Koch, der derzeit im Bistro Quai in Grevenmacher arbeitet, wurde das Restaurant so gestaltet, dass es den Standards der kulinarischen Industrie entspricht. Durch die Unterstützung der Gemeinde Sanem wurde der Standort des Restaurants gefunden und im Oktober zur Verfügung gestellt, damit sich die Auszubildenden mit ihrem neuen Arbeitsumfeld und den neuen Herausforderungen vertraut machen können. Täglich werden sie von Karin Reding (Geschäftsführerin) und Steven Kukawka (Küchenchef) sowie von der Erzieherin Manon Arent unterstützt.



Gaumenfreuden für die Augen
Die Speisekarte besteht aus 10 Vorschlägen (3 Vorspeisen, 5 Hauptgerichte und 2 Nachspeisen), die alle zwei bis drei Monate leicht verändert werden. Die Bestellannahme erfolgt hier auf eine besondere Art und Weise: Madame Witzeg bietet eine plastifizierte Karte an, auf der man das Kästchen mit den gewünschten Speisen ankreuzt oder ein Doppelkreuz für eine größere Portion macht. Das Arbeiten mit Portionen erleichtert das Kochen und reduziert den Abfall erheblich. Küchenchef Steven Kukawka erklärt: „Wenn man mit Portionen arbeitet, werden keine Lebensmittel verschwendet und man kann eine Vielzahl von Gerichten bestellen.“
Obwohl unterschiedliche Speisen serviert werden, gibt es immer ein luxemburgisches Gericht: von Blutwurst über Kniddelen bis hin zu Gromperekichelcher bietet die Speisekarte etwas für jeden Geschmack. Das KACHEN-Team konnte einige der Gerichte testen, die auf Luxemburgisch „Witzegkeeten“ genannt werden. Das Essen begann mit einer reichhaltigen Kastaniensuppe, gefolgt von einer geschmorten Rinderbacke mit Kartoffelpüree und Schalottensaft. Beides war sättigend und lecker. Zum Dessert genossen wir ein köstliches Tiramisu. Küchenchef Steven Kukawka betont, dass das Restaurant stark auf regionale Produkte setzt. Eine Lieferung ist zwar noch nicht möglich, aber auf Vorbestellung kann man sich etwas mitnehmen. Von 15 bis 17 Uhr können auch Kaffee und Kuchen genossen werden. Das Restaurant ist derzeit abends nicht geöffnet, kann aber für private Veranstaltungen gebucht werden.



Eine kulinarische Einlage
Das Logo des Restaurants, eine Prinzessin mit einem Lutscher in der Hand, spiegelt den Geist von Madame Witzeg wider: Unbeschwert und einladend. Rico Winandy, der Künstler hinter dem Bild, hat alle brillanten Malereien der Mitglieder der Non-Profit-Organisation zusammengetragen, um dieses einzigartige Logo zu kreieren. Auch die Kleidung des Personals wurde vollständig vom Team des Restaurants ausgewählt: ein rosa T-Shirt kombiniert mit einer eleganten schwarzen Jeansschürze. Auch das Restaurant selbst wurde leicht verändert, um den Bedürfnissen aller gerecht zu werden. So können sich die Mitarbeiter, wenn sie überfordert oder müde sind, in einem eigens für sie eingerichteten „Chill Room“ eine Pause gönnen.
Sandrine Messmer, die im Vorstand von Trisomie 21 Lëtzebuerg sitzt, ist selbst Mutter eines siebenjährigen Kindes mit Down-Syndrom. Diese Einrichtung bedeutet ihr sehr viel, denn sie schwärmt, dass „mein Sohn eines Tages auch hier arbeiten könnte“. Doch das Projekt hört hier nicht auf. Zum Restaurant gehört auch eine Kegelbahn („Keelen“), auf der die direkten Nachbarn aus dem CIPA-Seniorenheim gemeinsam mit dem Personal spielen können, was einen generationenübergreifenden Austausch ermöglicht. Obwohl das Restaurant viele anspruchsvolle soziale Möglichkeiten bietet, hofft Küchenchef Steven Kukawka, dass die Leute vor allem wegen des guten Essens immer wieder kommen. Wir vom KACHEN-Team haben die Witzegkeeten sehr genossen und freuen uns, dass wir so großzügig eingeladen wurden!

Adresse: 60, rue Waassertrap, L-4408 Belvaux
Mehr Informationen: www.trisomie21.lu