Auch verfügbar auf: English
Français
Deutsch
Der Journalist und Soziologe Carlo Petrini gründete 1986 in der piemontesischen Kleinstadt Bra eine Organisation, die sich für die Erhaltung der Esskultur stark macht. Slow Food ist heute eine in über 170 Ländern aktive Bewegung. Sie setzt sich für das Grundrecht auf hochwertige Lebensmittel ein. Sowohl die Herkunft der Produkte als auch das Erbe der mit ihnen verbundenen Traditionen und Kulturen gilt es zu schützen. In Luxemburg gibt es zwei Slow Food Convivien. Wenn man Sylvie Ferrari, die Präsidentin des französischsprachigen Slow Food Conviviums Großherzogtum, fragt, was bei einem geselligen Beisammensein passiert, merkt man schnell, dass es beim Slow Food-Konzept nicht nur um langsames Kochen und Essen geht.
Vielmehr geht es heute um Nachhaltigkeit und darum, dass man als engagiertes Slow-Food-Mitglied Teil einer lokalen Gemeinschaft wird, die aber international und weltweit durchaus Kraft genug entwickeln kann, um lebenswichtige Dinge in Bewegung zu setzen und neue Verhaltensmuster zu initiieren.
Slow Food Grand-Duché zählt über hundert kulinarisch interessierte, weltoffene Menschen, die sich für Nachhaltigkeit und eine lebens- und liebenswerte Zukunft engagieren. Wie international Slow Food in Luxemburg ist, sieht man daran, dass im derzeit neunköpfigen Komitee von Slow Food Grand-Duché sechs Nationalitäten vertreten sind.
SLOW FOOD UND BILDUNG
Mit dem rasanten Wandel unserer globalen Welt hat sich auch Slow Food weiterentwickelt. Die rote Schnecke, das markante Logo der Bewegung, steht nach wie vor für moderates Lebenstempo. Vor allem aber ist sie ein Symbol für das weltweite Recht auf gute, saubere und faire Lebensmittel. „Dabei lassen sich Schlemmen & Genießen und Engagement für Biodiversität und Respekt vor der Natur durchaus unter einen Hut bringen“, sagt Sylvie Ferrari. Man müsse nur in kleinen Schritten denken. Slow Food hätte nicht den Anspruch, die Welt zu retten, sondern sie lebenswerter zu machen, und dies durch fortschrittliche Akzente und konkrete Beispiele.
Wie das geht, zeigt die seit 2013 in Luxemburg aktive, gemeinnützige Organisation Slow Food Grand-Duché, indem sie regelmäßig Geschmacks-Workshops veranstaltet, insbesondere für Vorschul- und Schulkinder. Denn die Achtsamkeits- und Geschmacksschulung kann nicht früh genug beginnen. Ein Beispiel für die pädagogische Aktion von Slow Food Grand-Duché fand in der internationalen Schule „Over the Rainbow“ mit dem Entdeckungs- workshop statt, bei dem z.B. Hummus-Brokkoli-Sandwiches und Apfelmus aus alten luxemburgischen Sorten hergestellt wurden.
Besonders am Herzen liegt Sylvie Ferrari die Jugendbewegung Youth Slow Food. So organisierten engagierte Jugendliche eine „Weltdisco-Suppe“, um auf das Thema Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen.
SLOW FOOD UND KONZERT
Seit 2015 arbeitet Slow Food Grand-Duché mit der Philharmonie de Luxembourg zusammen und veranstaltet sogenannte „Lunch Concerts“. Dabei wohnen die Teilnehmer dreißig Minuten lang einer öffentlichen Probe des Orchestre Philharmonique du Luxembourg oder anderer Musikgruppen bei. Nach dem Konzert wird ein Mittagessen angeboten, ganz im Sinne der Slow-Food-Gemütlichkeit. Ein Fest für alle Sinne, bei dem, neben dem bewussten Hören, auch das Bewusstsein für die Bedeutung von Biodiversität und saisonalen Produkten geschärft werden soll. Die Produkte stammen nämlich, soweit möglich, von Produzenten aus der Großregion.
TERRA MADRÉ
In Terra Madré, einem weiteren von Slow Food ins Leben gerufenen Netzwerk, unterstützt man welt- weit Kleinbauern, Züchter, Fischer und Köche beim Umweltschutz und dabei, traditionell nachhaltige Lebensweisen zu bewahren.
Über einen Zeitraum von über dreißig Jahren setzt sich Slow Food nun schon für den Erhalt der regionalen Geschmacksvielfalt ein. Und prägt so seit vielen Jahren Trends mit, die heute für viele Konsumenten maßgebend geworden sind.
Sylvie Ferrari sagt: „Man kann Slow Food durchaus avantgardistisch nennen, schließlich waren wir Vorreiter für vieles: Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln, Urban Gardening, Nüchternheit, Sharing Economy und vor allem nachhaltiges Wachstum.“
Mehr Informationen : www.slowfoodgrand-duche.com