Große Verpflichtungen und ein hoher Zeitaufwand: Der Beruf des Winzers ist nicht einfach. Dennoch ist eine neue Generation von Winzern an der Mosel mit Herzblut bei der Sache: Nach Jeff Konsbrück, Bob Mollings, Ben und Max Schram hat sich auch Paul Zahlen entschlossen, sich in das Abenteuer „Moselgold“ zu stürzen.
Wenn man ihn fragt, warum er mit 23 Jahren am Weinbauinstitut (IVV) in Remich arbeiten wollte, ist Paul Zahlens Antwort eindeutig: „Um Staatsbeamter zu sein.“ Eine sichere Stelle für den jungen Mann, der eine Lehre in Agrartechnik absolviert hat. Doch dann kam ihm etwas in die Quere, mit dem er nicht gerechnet hatte: die Leidenschaft. Genauer gesagt die Leidenschaft für Wein. In die Wiege gelegt wurde ihm diese nicht. Seine Eltern hatten beruflich keinen Bezug zur Landwirtschaft. „Allerdings waren meine Großeltern Weinbauern in Greiweldingen. Sie verkauften ihre Trauben an das Domaine Vinsmoselle“, erzählt der sympathische 35-Jährige.
Seine Großeltern, René und Émilie Speltz, haben die Neuigkeit überrascht, aber stolz aufgenommen: „Als ich ihnen erzählt habe, dass ich meinen eigenen Wein herstellen und unabhängiger Winzer werden möchte, war ihre erste Reaktion: ‚Bist du sicher?‘“, sagt Paul Zahlen lachend. „Mein Großvater ist 91 Jahre alt und lässt es sich seitdem nicht nehmen, mit dem Auto vorbeizukommen und in meinen Weinbergen nach dem Rechten zu sehen.“
Streben nach Bio-Qualität
2021 hob der Angestellte des IVV schließlich Pauls Winery aus der Taufe. „Angefangen habe ich mit dem Kauf von 45 Ar Rivaner- und Gewürztraminer-Weinbergen in der Gegend um Schengen und Remerschen. Dann habe ich Weinberge gemietet, um auf rund 4 Hektar zu kommen“, erklärt der Winzer, dessen gesamtes Land sich auf dem Gebiet der Gemeinde Stadtbredimus befindet. Riesling, Chardonnay, Auxerrois, Frühburgunder, Spätburgunder, Pinot Gris, Gewürztraminer … und PiWis – aus Kreuzungen entstandene, widerstandsfähige Rebsorten, die weniger gespritzt werden müssen. Pauls Ziel ist es nämlich, Bio-Weine herzustellen. „Es dauert drei Jahre, diese Zertifizierung zu erhalten. Ich bin jetzt im zweiten Jahr.“
Ein Doppelleben
Zurzeit noch führt Paul Zahlen ein Doppelleben als Angestellter und Winzer. „Mein Vater ist bereits in Rente und unterstützt mich, aber es ist viel Arbeit“, verrät er. Schon bald möchte er Vollzeit-Winzer sein.
„Im Moment produziere ich rund 3.500 Flaschen Crémant und 6.000 bis 7.000 Flaschen Wein. Ich nutze die Gär-behälter meines Freundes Jeff Konsbrück, der dieses Jahr die Bio-Zertifizierung erwartet. Er hat mich bei der Kellerarbeit tatkräftig unterstützt. Jeff teilt seine große Erfahrung mit mir und hilft, die Fragen zu beantworten, die sich Nachwuchswinzer wie ich stellen.“
Eine exquisite Verkostung
Annaëlle De Zutter, Sommelière des Grünewald Chef’s Table, hat die Weine des jungen Winzers verkostet. Besonders angetan hat es ihr der Gewürztraminer 2022. „Eine offene, ausdrucksstarke Nase mit den typischen Aromen von Rose und Litschi. Es ist ein komplexer Wein, sehr floral, mit einer schönen aromatischen Tiefe, einer delikaten Süße und milden Gewürznoten. Ein angenehmer, durstlöschender Abgang, eine frische Süße, die durch eine scharfe Säure ausgeglichen wird.“ Die Sommelière kann sich diese Cuvée bestens mit „Blauschimmelkäse aus Ziegenmilch mit einer in Portwein kandierten Kirsche oder ganz einfach mit Foie gras und kandierten Früchten, getrockneten Cranberrys und einem gereiften Balsamico-Essig“ vorstellen.
Die zweite Entdeckung: Pauls Rosé. „Ein wahrer Gastronomie-Rosé, der sich bei einem köstlichen Gericht genießen lässt und mit seiner intensiven Himbeerfarbe besticht. In der Nase treten Zwetschgen-, frische Pflaumen- und ganz zarte Himbeernoten hervor. Er hat ein schönes Volumen am Gaumen und seine Aromen, die weniger an einen Rosé, sondern eher an einen leichten Rotwein erinnern, entfalten sich sanft. Ich kann ihn mir perfekt mit einem Thunfisch mi-cuit mit Roter Bete und Granatapfelsauce vorstellen.“
Paul Zahlens Crémant zeichnet sich der Sommelière zufolge mit einer „floralen, ausdrucksstarken, frischen, aber dennoch leicht süßen Nase aus, die hervorragend zu einem zitronigen Dessert, beispielsweise mit Yuzu, passen würde“.
Ein Genuss!
Pauls
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