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„Ich habe es nie wirklich gemocht, einfache Kuchen zu backen.“ Dieser Satz von Jeff Oberweis, Chefkonditor des berühmten Familienunternehmens Oberweis, mag überraschen. Und doch ergibt er Sinn, wenn man die Geschichte dieses leidenschaftlichen Küchenchefs zurückverfolgt.
Als Sohn eines Patissiers hätte er den Beruf ganz einfach an der Seite seines Vaters erlernen können, doch die Konditorei interessierte ihn anfangs nicht. „Ich wusste nicht recht, was ich beruflich machen wollte, es sollte aber eine Arbeit mit den Händen sein“, erinnert er sich.
Eine Reise nach Paris öffnete ihm schließlich die Augen: Am 1. Januar 1984 besuchte er mit seinen Eltern die Patisserie von Lucien Peltier. Als Jeff Oberweis im Schaufenster des Ladens eine aufwendige Zuckerkreation sah, beschloss er, dass dies sein Beruf sein sollte. „Der kreative und gleichzeitig sehr technische Aspekt der Patisserie hat mich gleich gefesselt. Ich habe Chef Peltier sofort gefragt, ob ich beim ihm lernen dürfte“. Angesichts der Tatsache, dass seine Kollegen alle schon Grundkenntnisse durch eine praxisorientierte Schulausbildung hatten, musste sich Oberweis ordentlich ins Zeug legen. Mit seiner frisch aufgeflammten Begeisterung für diesen Beruf lernte der Perfektionist ohne Unterlass, nahm an Wettbewerben teil und machte sich die kreative Patisserie immer mehr zu eigen. Vom „einfachen Kuchen“ konnte hier längst keine Rede mehr sein.
Zurück im familiären Betrieb übernahm Oberweis die Anfertigung der Hochzeitstorten, Geburtstagskuchen und aller Dekorationen. Nachdem er lange Jahre die Herstellungsprozesse perfektioniert hatte, änderte sich auch seine Arbeitsweise. „Ein Patisserierezept bis ins letzte Detail zu beherrschen ist eine extrem langwierige Arbeit. Sobald man die Technik hat, juckt es in den Fingern, sich an die Grundrezeptur zu machen. Ein Schritt zurück, den man nur gehen kann, wenn man den Kreationsprozess perfekt beherrscht. Ich zerpflücke quasi jedes Rezept und versuche, die Rolle der einzelnen Zutaten zu verstehen und überlege, was ich daran verfeinern kann.“
„Ein Patisserierezept bis ins letzte Detail zu beherrschen ist eine extrem langwierige Arbeit, aber sobald man die Technik hat, juckt es in den Fingern, sich an die Grundrezeptur zu machen.“
Und so is dieser Chef eifrig damit beschäftigt, alle seine Rezepte neu aufzurollen. Erst vor kurzem hat er sich die Verbesserung der Ganaches für die Schokoladenbonbons vorgeknöpft. Bei diesem Projekt bekam er Unterstützung von seinem Bruder Tom, der Schokoladenexperte, der ausgehend von der Kakaobohne seine eigene Schokolade kreiert. „Das ist umso faszinierender, da ich ihn genau fragen kann, was ich für meine Kreationen brauche. Das garantiert mir einen perfekten Rohstoff für ein besseres Endprodukt.“
Besonders stolz ist er darauf, im Laufe der Jahre aktiv an der Entwicklung des Familienunternehmens mitgewirkt zu haben. „Der handwerkliche Teil meiner Arbeit ist etwas in den Hintergrund gerückt, ich gebe viele Aufgaben ab.“ Diese Entwicklung bereut Oberweis aber nicht, im Gegenteil: „Ich kann problemlos zugeben, dass meine Angestellten bessere Dekorationen herstellen als ich. Und das macht mich sehr stolz! Im Gegensatz zu mir haben sie die nötige Zeit, sich ganz dieser filigranen Arbeit zu widmen.“ Jeff Oberweis liebt es, sein technisches Können weiterzugeben und Seite an Seite mit seinen Köchen und Bäckern zu arbeiten, von denen er immer wieder etwas Neues lernt. Ebenso gern beschäftigt er sich mit den Plänen für das zukünftige Labor der Maison Oberweis, das in Munsbach entstehen soll.
Ein kreativer, passionierter Perfektionist, der für alles ein Händchen hat und seinen Kunden nur das Beste bieten will. „Für meine Croissants habe ich nach unzähligen Versuchen ein französisches Mehl und Butter aus Isigny ausgewählt. Natürlich verwende ich für andere Rezepte auch Produkte aus Luxemburg, aber für ein Croissant sind diese Spitzenerzeugnisse aus Frankreich einfach am besten, davon bin ich überzeugt.“ Diese Exzellenz bewirbt er auch als Vize-Präsident an der Seite von Pierre Hermé und anderen namhaften Persönlichkeiten aus der Patisserie innerhalb des internationalen Verbands „Relais Desserts“. Und die zukünftigen Kapitel in seinem Karrierebuch? Er sprudelt geradezu über vor Ideen! Wir dürfen gespannt sein …
OBERWEIS
1, rue Guillaume J. Kroll — L-1882 Luxembourg
Tel. +352 / 40 31 40 1