Das Museum Thillenvogtei in Rindschleiden bietet eine Reihe von interaktiven Workshops rund um Bräuche und Traditionen von früher. Darunter auch ein spezielles Programm rund um den St. Nikolaustag: Das „Boxemännchen“-Backen.
Das Museum Thillenvogtei eröffnete ursprünglich im Jahr 1991 in Wahl und zog 2015 auf einen alten Bauernhof nach Rindschleiden um. In diesem Setting bietet es eine einzigartige Gelegenheit, in die Vergangenheit zu reisen und das ländliche Leben um das Jahr 1900 zu erleben. „Die Idee des Museums ist nicht in erster Linie, große Sammlungen auszustellen, sondern unseren Besuchern das Leben und die Traditionen unserer Vorfahren durch interaktive Workshops näherzubringen“, erklärt André Kirsch, der Verwalter des Museums.
Angeboten wird eine große Menge an verschiedenen Workshops, darunter Brotbacken, Schulunterricht um 1900, Holzwerkstatt, Haushaltsführung, „Spielen wie Früher“ und Kräuterkunde. Je nach Jahreszeit gibt es außerdem spezielle Programme, wie Osterworkshops oder Aktivitäten rund um den St. Nikolaustag. Im Herbst können die Besucher bei der Apfel- und Kartoffelernte teilnehmen.
Und das Konzept kommt an! Die Thillenvogtei freut sich über zahlreiche Besucher, die aus allen Ecken des Landes angereist kommen. Die Workshops sind bereits Monate im Voraus ausgebucht. „Zu den Workshops kommen vor allem Kinder. Meist Schulklassen und Kita-Gruppen. Wir begrüßen aber auch immer öfter Senioren, oder Interessierte Erwachsene. Das Konzept lässt sich an jede Altersgruppe anpassen und bis jetzt haben sich immer alle prächtig amüsiert“, verrät André.
Ein lebendiges Museumserlebnis
Heute ist eine Gruppe jüngerer Kinder aus einer nahegelegenen Kita zu Besuch. Ungefähr eine halbe Stunde vor ihrer Ankunft wird der alte Steinofen mit getrockneten Rutenbündeln vorgeheizt: „Zu Beginn bildet sich eine Schicht aus schwarzem Ruß auf der Decke des Ofens“, erklärt André. „Der Ofen hat die richtige Temperatur, wenn die Rußschicht verschwunden ist und überall im Inneren des Ofens wieder der Stein zu sehen ist. Ab dann können wir anfangen zu backen!“
Kurz darauf trifft der Bus mit den kleinen Gästen ein und das verschlafene Rindschleiden wird mit Gebabbel und Gelächter belebt. Empfangen wird die Gruppe von der Animatorin Angela Bissen. Zunächst gibt es eine kleine Führung durch die verschiedenen Räume des Anwesens, die alle mit authentischen Möbeln und Haushaltsgeräten aus dem frühen 20. Jahrhundert ausgestattet sind. Das Wohnzimmer ist zudem passend zur Weihnachtszeit geschmückt: In der Ecke ein Tannenbaum, davor ein hölzernes Krippenspiel, kleine Holzspielzeuge und ein Teller mit Leckereien vom Nikolaus. Darin befinden sich nicht wie heute Schokolade oder süße Bonbons, sondern Nüsse und Mandarinen. „Als meine Oma in eurem Alter war, gab es Mandarinen nicht jeden Tag im Supermarkt zu kaufen. In der Regel bekam sie eine einzige Mandarine im Jahr, und zwar vom Nikolaus“, erklärt Angela den Kindern.
In der Weihnachtsbäckerei
Nach einer traditionellen Geschichte zum Nikolaustag geht es dann endlich in die Backstube. Hier wartet schon der fertige Hefeteig, den Angela am frühen Morgen vorbereitet hatte. Jedes Kind kriegt einen Klumpen vor die Nase gelegt, den es zunächst kräftig durchzukneten gilt. Sobald keine Luftblasen mehr vorhanden sind, geht der Rest ganz schnell. Der Boxemännchen bekommt per Hand einen Kopf geformt und durch ein paar Schnitte zwei Arme und zwei Beine. Dann kann jeder seinem Boxemännchen noch nach Lust und Laune mit Rosinen und Schokoladenperlen Augen, Nase, Mund und Jackenknöpfe geben.
Dann geht es ab in den Ofen! Zuvor schreibt noch jeder seinen Namen neben seinen Boxemännchen auf das Backpapier, damit auch jeder man ihn nach dem Backen wiederfindet. Bevor die Kinder mit ihrem Boxemännchen nach Hause fahren, werden sie noch einmal ins Wohnzimmer geführt, wo noch eine ganz besondere Überraschung auf sie wartet: Der St. Nikolaus höchstpersönlich. Seltsamerweise ist André kurz davor spurlos verschwunden. Schade, dass er diesen hohen Besuch verpasst hat…
Wer einen Boxemännchen nach dem traditionellen Rezept der Thillenvogtei zuhause nachbacken möchte, findet das Rezept dazu HIER auf unserer Webseite.
Thillenvogtei 3, Maison L-8831 Rindschleiden
Die Eintrittspreise für Erwachsene betragen 5 Euro. Das Museum ist für Gruppen nach Vereinbarung geöffnet, und es gibt Parkmöglichkeiten in der Nähe des Museums. Für weitere Informationen und Kontaktdaten können Sie die offizielle Website des Museums hier besuchen oder sich über Visit Luxembourg weitere Einzelheiten ansehen.
Bilder: KACHEN & Thillenvogtei