Auch verfügbar auf: English
Français
Deutsch
Der Naturpark Our im Ösling, dem Norden Luxemburgs, ist ein ideales Urlaubsziel für Wander-, Natur- und Kulturfreunde. Auf engstem Raum bietet das Schutzgebiet eine eindrucksvolle landschaftliche und kulturelle Vielfalt. Die Flüsse Our, Wiltz und Klerf haben hier romantische Fels- und Kerbtäler geformt. Spektakuläre Burgen und Ausstellungen wie „The Family of Man“ in der Schlossburg von Clervaux machen den Naturpark Our zu einem einzigartigen Kulturerlebnis. Und es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Wie wäre es mit dem Besuch eines Klangwanderwegs oder mit der Besichtigung eines alten Eisenbahntunnels und seiner Fledermäuse?
Europaweit gibt es nur wenige Gelegenheiten, Fleder- mäuse auf Erlebnispfaden zu beobachten. Einmalig ist es jedoch, sie in einem stillgelegten Eisenbahntunnel zu betrachten. So etwas findet man nur im Naturpark Our. Der Tunnel Huldange ist mit seinen 790 Metern der längste im Großherzogtum Luxemburg. Der wunderschöne Vennbahn-Radweg, einer der längsten Europas, verläuft hier entlang der stillgelegten Eisen- bahnstrecke und führt über insgesamt 125 km von Aachen südwärts durch die reizvollen Mittelgebirge von Eifel, Hohem Venn und belgischen Ardennen nach Troisvierges.
„Und ausgerechnet hier, im Naturpark Our, entdeckte man beim Bau des Radwegs auf der ehemaligen Eisen- bahntrasse im Tunnel dreizehn verschiedene Fledermaus- arten“, so Naturparkdirektor Christian Kayser begeistert. Gemeinsam mit dem Naturfotografen Raymond Clement sind wir auf dem Erlebnispfad „Fledermaustunnel Huldange“ unterwegs, der seit 2015 besteht. Christian Kayser erzählt, dass sich seit Stilllegung des Eisenbahnbetriebs im Tunnel nahe der Ortschaft Huldange auch seltene, bisher in Luxemburg völlig unbekannte Fledermausarten angesiedelt haben.
FLEDERMÄUSE IM SCHMUGGELTUNNEL
Hier (rechts) auf dem Foto ist die eindrucksvolle Insektenjagd eines Braunen Langohrs zu sehen. Eine Fledermausart, die gerne in Stollen, Felshöhlen oder eben, wie im Naturpark Our, in einem stillgelegten Eisenbahn- tunnel überwintert. Als typischer Waldbewohner nutzt das Braune Langohr gerne Baumhöhlen, aber auch Dachböden als Sommerquartier. Im Naturpark findet diese Fledermaus in Laub-, Nadel- und Auenwäldern ideale Jagdgebiete.
Viele Fledermäuse, wie die Große Bartfledermaus, legen auf ihren Jagdausflügen oft sehr weite Strecken zurück. Kurz nach Sonnenuntergang verlassen die Tiere ihr Quartier und fliegen in ihre Jagdhabitate, die bis zu elf Kilometer entfernt sein können.
Christian Kayser erzählt uns von den schweren Arbeiten am Tunnel Huldange in den 1880er-Jahren. Zwei Jahre dauerte der Bau. Transportiert wurde in erster Linie Eisenerz aus Luxemburg und Lothringen zu den Stahl- werken im Ruhrgebiet. Doch bot der Tunnel einst auch für Schmuggler von Zigaretten und vor allem von Kaffee einen sehr lukrativen Weg nach Deutschland.
HISTORISCHER POSTKUTSCHENWEG THURN & TAXIS
Ein weiteres historisches Highlight im Naturpark Our sind die alten Postreiterwege. Bei den Postwegen im Ösling und in der Eifel handelt es nicht um eigens ausgewiesene oder beschilderte Wanderwege, sondern um Themenwege. Seit 2016 schlüpfen Gästeführer in Kostüme und in die Rolle von diversen Zeitgenossen aus dem 16. Jahrhundert. Als Postmeister, Postreiter, Müller oder Stoffhändler entführen sie die Besucher in die Zeit der kaiserlichen Thurn-und-Taxis-Reichspost. In spielerischer Form erfährt man so, was alles Verblüffendes um die damalige Poststation in Asselborn geschah. Die Führungen werden in luxemburgischer Sprache ange- boten, parallel bietet die Tourist-Info Arzfeld aber auch Führungen auf Deutsch an.
DIE SCHULE DES GUTEN GESCHMACKS … UND KLANGS
Seit je ist der Naturpark Our Vorreiter, was den Klimaschutz und ökologischen Landbau betrifft. (Lesen Sie auch unseren Artikel in dieser Ausgabe über den 0 km-Klimapakt-Teller, Seite 132). Aber auch in Sachen Geschmacksschulung engagiert sich der Naturpark und initiierte bereits 2007 ein ganzheitliches Projekt, das sich „Ecole du Goût“ nennt. In dieser Geschmacksschule kommen Produzenten, Gastronomen, Einzelhändler und Konsumenten zusammen, um gemeinschaftliche Essen mit allen Sinnen zu erleben, die Freude und Neugierde am Essen zu fördern und ein Bewusstsein für nachhaltige Esskultur zu schaffen.
Ein Genuss, der sich nicht an den Gaumen, sondern an die Gehörgänge richtet, erwartet Besucher in Hoscheid. Hier lädt ein landschaftlich sehr reizvoller und sechs Kilometer langer Klang-Rundwanderweg dazu ein, tief und bewusst in die Natur zu lauschen. Künstler aus dem In- und Ausland haben hier mit ihren Klangskulpturen vielfältige Lausch- und Hörorte geschaffen, die inmitten einer faszinierenden Landschaft zum Entdecken, Hinhören und Musikmachen einladen. Das Hotel des Ardennes und das Café Annette in Hoscheid verleihen dazu kosten- los einen sogenannten „Klangrucksack“ mit akustischen Überraschungen für die verschiedenen Klang-Stationen.
DEN STADTPARK WIEDER ERLEBBAR MACHEN
Naturschutz spielt im Naturpark Our eine herausragende Rolle – und das gilt auch für die Städte der Region. Das malerische Städtchen Vianden, von dem einst schon Victor Hugo schwärmte, stellt mit seinem mittelalterlichen Stadtkern und der mächtigen Hofburg ein touristisches Highlight im Ourtal dar.
Der vor wenigen Jahren instandgesetzte Gartenpark „Homericht“ lädt nun wieder zum Verweilen ein und bietet von den dort angelegten Kleingärten und Streuobstwiesen einen herrlichen, weiten Blick auf das Schloss.
Von hier aus lassen sich auch die Rosen bewundern, die die Kleingärtner in Anlehnung an die luxemburgische Tradition des Rosenanbaus im Park gepflanzt haben.
Meine kleine Reise durch den Naturpark Our, die bei den Fledermäusen im stillgelegten Eisenbahntunnel begann, endet nun verblüffenderweise erneut bei einem Tunnel.
Denn eine schöne Möglichkeit, aus dem Zentrum Viandens zu gelangen, ist der Tunnel „Gagull“, der den historischen Weg aus der Stadt in südwestlicher Richtung fortsetzt.
Er führt uns wieder direkt in die Natur, vorbei an Streuobstwiesen, die von Schafen beweidet werden. Zum Schutz und Erhalt der Biodiversität wurden die alten Bäume, deren Stämme vielen Tieren einen Unterschlupf bieten, nicht gefällt. Der Steinkauz ist hier zuhause und viele kleine Insekten. Was auch unseren Fledermäusen sehr gefallen würde.
Der Klangrundweg ist ein lohnenswertes Ausflugsziel für Familien und Schulklassen. Für Snacks vom Grill während der Wanderung kann man sich beim Syndicat d’Initiative Hoscheid (Tel.: +352 621 767 604) anmelden.
©Liz Hacken ©Caroline Martin ©Caroline Martin ©Pierre Haas
Header-Bild : ©Pierre Haas
Wollen Sie weitere Artikel & exklusive News? Meldet euch hier für unseren wöchentlichen Newsletter an.