Die japanische Botschaft hat am vergangenen Sonntag, den 14. Januar 2024 zu einer Präsentation der Shojin Cuisine eingeladen. Abgehalten wurde die Veranstaltung von Kakuho Aoe, einem praktizierenden buddhistischen Mönch aus Tokio, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Lehre der buddhistischen Tempelküche zu verbreiten.
Der kochende Mönch
Kakuho Aoe, geboren 1977, ist ein Priester der Jodo Shinshu Honganji-Schule des Buddhismus und hat zudem einen MBA von der California State University. Als oberster Küchenchef in einem buddhistischen Tempel in Tokio setzt er sich dafür ein, die buddhistische Küche und Ernährungsbildung auf der Grundlage buddhistischer Philosophie zu verbreiten. Er ist oft zu Gast in japanischen Kochsendungen, wo er zeigt, wie man buddhistische Philosophie in der Hausmannskost umsetzen kann. Außerdem hat er bereits einige Kochbücher veröffentlicht, die sowohl innerhalb als auch außerhalb Japans zu Bestsellern avancierten. Die von ihm vorgestellten Gerichte sind einfach zuzubereiten und bringen moderne Elemente in traditionelle Speisen ein.
Die Philosophie der japanischen Tempelküche
Die buddhistische Ernährungsphilosophie, die einen wesentlichen Bestandteil der Shojin Cuisine darstellt, ist tief in den Lehren des Buddhismus verwurzelt. Diese Küche basiert auf dem Konzept von „Ahimsa“, was „Nicht-Verletzen“ bedeutet. Buddhisten glauben an das Prinzip, allen lebenden Wesen gegenüber Mitgefühl zu zeigen. Daher ist die Shojin Cuisine von Natur aus vegan und vermeidet jegliche tierischen Produkte. Dies spiegelt die ethische Überzeugung wider, dass das Leben respektiert werden sollte und Leiden vermieden werden muss.
Lokal und saisonal
Die Zutaten in der Shojin Cuisine sind meistens saisonal und lokal, was die Verbundenheit mit der Natur und die Wertschätzung für das hervorhebt, was die Erde zu bieten hat. Diese Art der Ernährung fördert auch eine gesunde Lebensweise, da sie auf frischen, natürlichen Zutaten basiert und künstliche Zusatzstoffe oder verarbeitete Lebensmittel meidet.
Ein Moment der Selbstreflexion
Darüber hinaus ist die Zubereitung der Gerichte in der Shojin Cuisine meditativ und wird als spirituelle Praxis betrachtet. Das Kochen wird als eine Art der Achtsamkeit und als Gelegenheit zur Selbstreflexion gesehen. Dieser Prozess umfasst nicht nur das Kochen selbst, sondern auch die sorgfältige Auswahl und Behandlung der Zutaten.
Zwei Gerichte zum Probieren
In seiner Präsentation betonte Kakuho Aoe, wie die Shojin Cuisine mehr als nur eine Form der Nahrungszubereitung ist; sie ist eine Lebensphilosophie, die Harmonie, Respekt und Dankbarkeit gegenüber allen Lebewesen und der Umwelt fördert. Seine Rezepte und Lehren bieten einen Einblick in diese tiefgründige Philosophie und zeigen, wie man sie im täglichen Leben umsetzen kann.
Zum Schluss stellte der Mönch zwei Gerichte aus seinem Répertoire vor: Hiryuzu, ein traditionelles Tofugericht der Tempelküche und Makie Pudding, ein von Kakuho eigen nach der Buddhistischen Philosophie kreiertes Dessert auf Basis von Sojamilch und Koji Mitsu, einem Sirup aus vergorenem Reis. Beides gab es im Anschluss für alle zu probieren.
Japanische Tradition am Nerv der Zeit
Die Grundsätze der japanischen Tempelküche gehen teils auf Jahrtausende alte Traditionen zurück. Zurzeit generieren diese althergebrachten Methoden jedoch ein großes Maß an Aufmerksamkeit auf der ganzen Welt, da sie nachhaltig, inklusiv und gesund sind: Die Nachhaltigkeit wird gewährleistet durch die Verwendung regionaler und saisonaler Zutaten und das Weiterverarbeiten von Essensresten. Inklusiv ist die Tempelküche, da sie ohne Bedenken von jedem konsumiert werden kann, denn sie ist sowohl Vegan, Koscher als auch Halal. Durch den eingeschränkten Gebrauch von Zusatzstoffen und dem Fokus auf frischen vollwertigen Zutaten ist sie eine Nährstoffreiche und gesunde Küche.
Ein großer Erfolg für die japanische Botschaft
Unterm Strich war die Veranstaltung – die übrigens kostenlos war – ein voller Erfolg. Die japanische Botschaft konnte sich darüber freuen etwa 100 begeisterte Gäste im Centre Sociétaire in Cents zu empfangen. Im Vorfeld gingen derart viele Anmeldungen ein, dass man die Veranstaltung gleich zwei Mal hintereinander vor einem vollen Saal abhalten konnte. Der japanische Botschafter Tadahiro Matsubara wirkte sichtlich stolz als er sich zum Abschluss beim Publikum für das große Interesse an der japanischen Kultur bedankte. „Dass sie alle hier heute erschienen sind, zeigt uns, dass unsere Arbeit Früchte trägt und es sichert uns vielleicht eine Budgeterhöhung aus Tokio“, witzelte der sympathische Japaner.