Nachdem er durch die ganze Welt gereist und schließlich in Kalifornien heimisch geworden war, ist der Designer Olaf Recht jetzt wieder nach Luxemburg zurückgekehrt. Der gebürtige Luxemburger, für den Design vielmehr ein Lebensinhalt als nur ein Beruf ist – von dem er schon seit Kindheitstagen träumte -, spricht mit uns über seine Arbeit.
Wie geht es Ihnen in der heutigen Situation, in der die ganze Welt mit der Coronakrise zu kämpfen hat?
Trotz der aktuellen Situation kann ich mich nicht beklagen. Die Lage in Luxemburg ist eher gut, auch wenn ich von der Haltung der Regierung etwas enttäuscht bin. Ich gebe zu, sie hat einiges unternommen, um die Wirtschaft zu unterstüt- zen, aber es musste erst ein Kollektiv gegründet werden, das Druck auf die Regierung machte, damit die Designer und generell alle Freiberufler Hilfe bekommen. Normalerweise ist Design ein gern gesehenes Aushängeschild für das Land, es wäre schade, das in Krisenzeiten zu vergessen. (lächelt)
Wie arbeiten Sie seit Beginn der Ausgehbeschränkungen?
Es läuft natürlich alles langsamer oder gar nicht mehr. Ich dachte, meine Zeit jetzt unvollendeten oder neuen Design- projekten widmen zu können, aber mit den Kindern zuhause musste ich schnell feststellen, dass das nichts werden würde. (lacht)
Sie haben Ihre Karriere in den USA gestartet. Inwiefern hat man dort eine andere Auffassung von Design als in Europa?
Alles scheint möglich. Das „Thinking outside the box“ ist in den Staaten viel mehr verbreitet. Man geht dort eher Risi- ken ein und experimentiert gerne: wie in den Bereichen der neuen Technologien oder des Automobils. Was allerdings das Design von Objekten aus dem Bereich Wohnen betrifft, ist Europa fortschrittlicher, vor allem wegen unserer tief verwur- zelten, alten Traditionen und der Auffassung des Lifestyles.
Sie haben sehr unterschiedliche Projekte designt, wie wählen Sie Ihre Projekte und Kunden aus?
Dank meiner Erfahrungen bin ich relativ polyvalent und denke, dass jedes Projekt ein gewisses Interesse hat. Seit ich in Luxemburg bin, habe ich nur wenige Projekte für industrielles oder strategisches Design bearbeitet. Ich arbeite vor allem im Bereich Möbel und Inneneinrichtung, ich habe gelegentlich aber auch andere Projekte, wie die elektrischen Zahnbürsten der Marke Braun. In Luxemburg werden die Projekte, die sich Start-ups vorstellen, nicht durchgeführt, weil sie nicht wissen, was es bedeutet, ein Produkt von Grund auf und vollständig zu entwickeln. Wir sind ein Dienstleistungsland. Es gibt keine Produktion.
Welchen Platz haben ethische Aspekte bei Ihren Aufträgen?
Ethische Fragen haben schon zu vielerlei Überlegungen geführt. Wir wurden oft für das Design von Waffen oder Objekten für die Scientology-Kirche kontaktiert. Das alles haben wir abgelehnt, auch wenn die Aufträge sehr lukrativ gewesen wären. Manchmal hat man das Gefühl, etwas Gutes zu tun, in Wirklichkeit steht aber das Geld im Vordergrund. Ich habe auch darüber nachgedacht, mit lokalen, erneu- erbaren Materialien zu arbeiten und loka- le Ressourcen zu nutzen. In Luxemburg findet man sich schnell mit Produkten wieder, die wegen des Preises einfach unverkäuflich sind. Vielleicht führt diese Krise in Sachen lokaler Produktion zu einer neuen Denkweise? Der Überkon- sum bereitet mir auch Sorgen. Ich frage mich oft, warum man wieder ein neues Produkt braucht. Aber das ist mein Job, und irgendwie also ein Teufelskreis! (lächelt) Es liegt an uns, zeitlose Dinge zu kreieren.
Was sind Ihre Projekte?
Sobald unsere Aktivitäten wieder losgehen, hoffe ich, das Restaurantprojekt in Bonnevoie zu Ende zu bringen, an dem ich gerade arbeite, und anschließend noch meine anderen Möbel- und Küchenprojekte fertigzustellen. Ich habe auch an meinem ersten Haus gearbeitet, das ich mir komplett selbst ausgedacht und gezeichnet habe. Es wird gerade in Deutschland gebaut, aber ich kann nicht selbst hinfahren, um den Fortschritt zu begutachten. Aber bald kommen wieder andere Zeiten!
Weitere Informationen: olafrecht.com