Barbecue unter blauem Himmel und Sommersonne, das kann jeder. Erst in der kalten Jahreszeit zeigt sich, wer ein toller Hecht ist.
Mit Gänsehaut die Gänsekeule auf den Rost legen. So präsentiert sich der harte Kerl, der bei Schnee und Frost am Grill steht.
Der Wintergriller gilt als coole Sau und kann endlich mit gutem Grund nicht nur Holzspäne von alten Whisky-Fässern für das Smoken nehmen, sondern auch eine Flasche des Getreidebrands für die innere Wärme. Man sollte ohnehin den Alkohol, den man zum Essen trinkt, auch für die Zubereitung nehmen. Seitdem Hochglanzmaschinen im Wert eines Kleinwagens schon zur Standardausrüstung jedes Grillnovizen gehören, gilt es ohnehin, jeden Tag zu nutzen. Natürlich gibt es immer noch die Old-School-Boys, die tatsächlich mit Equipment ohne Deckel auf der Terrasse stehen und von der Gemeinde der Kugel- und Deckelbesitzer oftmals hämisch als „Flachgriller“ verhöhnt werden. Im Winter kann das klassische Gestell samt Rost durchaus ein Vorteil sein, verteilt das antike Gerät doch die Hitze nicht nur unter der Abdeckung, sondern hüllt auch den Griller in gepflegte Wärme.
Gemüse direkt ins Feuer legen
Der Winter ist die Saison der brandheißen Methoden. Da kann man den Rost schon mal weglassen und Gemüse wie Sellerie, Kohl und Kohlrabi direkt ins Feuer legen, um die kohlrabenschwarze Haut danach abzuziehen und das rauchige Innere zu genießen, wie es selbst in den Spitzenküchen praktiziert wird. Oder es gibt ein Caveman-Steak, direkt auf der Glut gegrillt, wie es einst unsere Urahnen machten – mit einem einzigartigen Branding auf den Fleischstücken.
Während die Herren bei eisigen Temperaturen unterarmdicke Tomahawk-Steaks als ultimative Herausforderung sehen, sind Damen Feuer und Flamme für eine Eisbombe. Auf mit Likör durchtränkten Keksböden liegen Eiskugeln, die mit Eischnee vollständig umschlossen werden und dann für drei Minuten bei 250 Grad unter die Grillhaube wandern.
Frauen grillen kreativer
Überhaupt ist die Grillerei keineswegs nur ein Männerclub-Event. Yulia Haybäck, die in Österreich Grillkurse gibt, hat vor allem bei Paaren „einen Konkurrenzdruck“ beobachtet. „Frauen wollen es verspielter, leichter, erfrischender haben“, sagt sie, seien aber abgehärteter. Die meisten Frauen würden noch nicht einmal zur Zange greifen, „weil sie die Hitze aus der Küche gewohnt sind“. Über Holzkohle und Gasfeuer garen sie gerne Wintergemüse wie Pastinaken, Rosenkohl oder Porree, die vorher mit Aromen aus der Weihnachtsbäckerei wie Zimt, Pfefferkuchengewürz und Sternanis für einen außergewöhnlichen Adventssonntag mariniert werden.
Der größte Nachteil für den Wintergriller ist allerdings die Niedrigtemperaturgläubigkeit. Da ist nichts mit mal kurz die Würste umdrehen und dann wieder rein an den Esstisch, der direkt neben dem Kamin steht. Eine saftige Schweineschulter oder eine resche Rinderbrust brauchen schon mal satte vierzehn Stunden.
Die weihnachtliche Gans ist hingegen geradezu ein Schnellgericht. Schon nach sechs Stunden soll die Haut kross und Brust und Keulen saftig sein – ein Genuss!