Als junge Leute übernahmen Ben und Max Duhr das Weingut ihrer Familie. Mit Erfolg haben sie Weine mit klarem Profil und hohem Wiedererkennungswert entwickelt.
Die jüngere Geschichte des 1872 gegründeten Weingutes beginnt mit dem tragischen Tod von Léon Duhr im Dezember 1999. Die Söhne Ben und Max waren damals erst fünfzehn und elf Jahre alt. Die Option, den Betrieb einmal zu übernehmen, stand zwar im Raum, „aber es wurde kein Druck ausgeübt“, wie Ben Duhr unterstreicht. Großmutter Nelly – Mme Aly Duhr – übernahm den Betrieb für einige Zeit, eine Entscheidung, die sie schon einmal in ihrem Leben hatte treffen müssen, denn ihr Gatte Aly war ebenfalls früh verstorben.
Brüderlich aufgeteilt
Ben und Max entschieden sich dann aber recht schnell dazu, den Betrieb gemeinsam zu übernehmen: „Unsere Großmutter vertraute uns. Wir konnten unsere Ideen durchsetzen, ohne dass noch andere ein Wort mitredeten.“ Ihnen kam eine Familientradition zugute: „Angelegenheiten wie die Aufteilung von Ländern und Immobilien werden schnell vollzogen, damit für jeden Klarheit herrscht”, unterstreicht Ben. Seit Dezember 2014 sind die beiden Brüder Teilhaber des Betriebes, der als Aktiengesellschaft eingetragen ist.
„Wir haben viel ausprobiert und einiges umgesetzt, anderes nicht: Warum sollte man etwas ändern, wenn der Erfolg uns recht gibt?“
Ben und Max wurden rasch als kompetente Winzer und Fachleute akzeptiert. Ben studierte Weinbau und Önologie in Geisenheim und in Bordeaux, während Max in Wien und in Luxemburg in Weinbau ausgebildet wurde. Seit Anfang der 2000er Jahre steht ihnen der deutsche Kellermeister Karl-Heinz Wintrich zur Seite. Ihr Onkel Abi Duhr, der mit Château Pauqué einen eigenen Betrieb führt und als Önologe internationalen Ruf genießt, ist nicht im Betrieb seiner Neffen tätig, „aber wir verkosten unsere Weine gegenseitig, denn eine zusätzliche Meinung verleiht Sicherheit”.
Heute ist Max hauptsächlich für die Arbeit im Weinberg sowie für die Weinproben auf dem Weingut zuständig, Ben kümmert sich vor allem um die Logistik, den Kontakt mit den Kunden, die Buchhaltung und die Büroarbeit. Im Laufe der Zeit haben die Duhrs den Stil ihrer Weine weiterentwickelt, sich „am Markt orientiert“ und damit auch viele junge Kunden gewonnen.
Weine mit unverkennbarem Stil
Einen wichtigen Schritt nahm der Betrieb vor 15 Jahren mit dem Verzicht auf Herbizide. In den letzten Jahren werden die Weine etwas trockener ausgebaut, „sofern es die meteorologischen Bedingungen erlauben“. „Wir haben viel ausprobiert und einiges umgesetzt, anderes nicht: Warum sollte man etwas ändern, wenn der Erfolg uns recht gibt?“, fragt Ben rhetorisch. Ihre Barrique-Weine werden naturvergärt und die Rieslinge spontan, für die anderen Sorten und den Crémant benutzen sie immer die gleiche Hefe, „um die Stilistik zu bewahren“. Die Barrique-Weine sind fett, dicht und langlebig, die Rieslinge ungemein fruchtig, oft honigbetont und dabei kernig-mineralisch, die Pinots sehr rund, geschmeidig.
Zu den Spezialitäten des Hauses gehört der Ausbau von Weißweinen in Barriques. Nach einem ersten Versuch kam die Cuvée 1983 auf den Markt. Dieser Wein wird bis heute produziert, als Cuvée Barrique, die aus 80 Prozent Pinot Blanc und etwas Auxerrois besteht. Später kamen Barrique-Rotweine hinzu sowie die Cuvée Bueden (Auxerrois, Pinot Blanc und Elbling) und Monsalvat (Chardonnay und Auxerrois). „In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach solchen Weinen stark gestiegen”, freut sich Ben Duhr. Von der Cuvée Barrique werden mittlerweile wesentlich mehr Flaschen produziert als von jedem anderen Wein der Domaine Mme Aly Duhr.
Aus Platzgründen wurden der Maschinenpark und der Flaschenbestand Ende vergangenen Jahres in eine neu errichtete Halle ausgelagert. Geplant ist auch die Einrichtung einer modernen Weinstube in einem neuen Flügel, der sich an das bestehende Haus anschmiegen wird. Die Corona-Krise könnte dieses Projekt jedoch verzögern: „Wir müssen abwarten, wie sich die Situation auf die Wirtschaft allgemein und speziell auf das Weingeschäft auswirken wird”, gibt der junge Unternehmer zu bedenken. So stelle sich die Frage, „ob die Leute nach der Krise wieder so oft Restaurants besuchen werden”. Auf der anderen Seite aber erhofft sich Ben Duhr – wie alle Luxemburger Produzenten –, dass die Krise die Konsumenten dazu verleiten wird, wieder mehr regionale, vor Ort hergestellte Produkte zu genießen. „Diese Tendenz war schon vor der Krise spürbar”, bestätigt der Winzer.
DOMAINE MME ALY DUHR
9 + 16, rue Aly Duhr — L-5401 Ahn
Tel. +352 / +352 76 00 43